Artworks: Ja - Jetzt! - Seidlhof Gräfelfing
10-Kanal Klanginstallation - Landschaftsintervention
10 Druckkammer Lautsprecher. Die historischen Lautsprecher aus der ehemaligen DDR waren bis in die 1990er Jahre am U-Bahnhof Berlin Alexanderplatz im Einsatz
Die Klanginstallation von Kalle Laar spielt mit unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen. Sie nimmt allegorisch und subtil Bezug auf politisch aktuelle Situationen und Stimmungslagen in Deutschland: Das Seidlhof-Areal wird zu einem Flüchtlingslager. Allerdings sind die Flüchtlinge nicht persönlich anwesend, auch wenn wir manchmal ihre Stimmen hören. Meist sind es nur ihre immateriellen Repräsentanten, die sie uns schicken, Klänge der Heimat.
Wir tauchen akustisch ein in fremde Landschaften, Regen in Afghanistan, ein Markt in Eritrea, Vögel aus Syrien und andere fremde Lebewesen nisten sich ein, werden vielleicht heimisch. Meist leise, manchmal auch lauter, und gelegentlich erfahren wir Geschichten von Menschen aus diesen Ländern.
Der Seidlhof gewährt den Fremden Asyl, wir bitten sie sogar zu Tisch, wieder nur rein akustisch. Auch wenn innere Bilder in uns entstehen, bleibt das, was wir vernehmen, unsichtbar. Doch wenn wir nur immer wieder genau hinhören, werden uns die fremden Stimmen und Geräusche vertrauter werden. Ja! Ihr seid willkommen – jetzt. Serafine Lindemann
Ausgehend von einer früheren Auftragsarbeit für den Kunstverein LandKunstLeben in Steinhöfel, Brandenburg (dort auch der Essay Ja! aus dem Kursiv Kunstjahrbuch 2009, Brandstätter Verlag) entwickelte sich für das Areal des Seidlhofes die Landschafts-Intervention Ja - Jetzt!.
Während in Brandenburg das Thema der Intervention freier interpretiert wurde, nimmt Ja - Jetzt! allegorisch und subtil Bezug auf aktuelle Situationen und Stimmungslagen. An fünf Punkten auf dem Gelände ertönen verschiedene akustische Repräsentanten aus den Flüchtlingsländern Syrien, Eritrea, Afghanistan, Nigeria und Irak. Diese Repräsentanten sind "Invasoren" aus der Natur, bei uns nicht heimische Tierarten oder Landschaften, Märkte, Menschen, und sie äußern sich nur über ihren Klang.
Unsere Landschaft gewährt ihnen Asyl, sie betten sich ein ("integrieren" sich) in die vorhandene Umgebung, und sie bleiben weitgehend verborgen. Lediglich wenn man genauer hinsieht, entdeckt man vielleicht einen Lautsprecher, der von der Landschaft und der umgebenden Natur bedeckt und eingenommen ist.
Und um das ‚Asyl‘ zu bekräftigen und ein positives Signal zu setzen, ertönt hier in unregelmäßigen Abständen ein gleichzeitiges, gemeinsames und fröhliches Ja! (der Klasse einer Münchner Grundschule, für die Kalle Laar zum Zeitpunkt des Aufbaus einen mehrtägigen Workshop zu Wahrnehmung und Klang gab).
Die akustische Intervention passt sich sowohl visuell als auch von der Lautstärke her ihrer Umgebung zurückhaltend an und variiert Dynamik und Frequenz. D.h. es tönt nicht ständig überall, sondern es gibt immer wieder Geräusche, vielleicht nicht auf den ersten "Blick" ortbar, mal etwas eindringlicher, meist leiser. Die Lautsprecheraufstellung wird der Landschaft angepasst, in Aufbaumöglichkeiten, die das konkrete Areal zum entsprechenden Zeitpunkt anbietet.
Naturereignis Kunst - Gruppenausstellung,
Seidlhof, Gräfelfing