Artworks: Klangpost 4

Soundart - Klang als Medium der Kunst / Sound as a medium for art. Curated by Peter Weibel and
Julia Gerlach Zentrum für Kunst und Medientechnologie - ZKM Karlsruhe, 17. 3. 2012 – 6. 1. 2013

Installation commissioned by the Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.
480 Klangpostkarten, 500 x 300 cm, Video, Kopfhörer / Installation with 480 sounding postcards, video, headphones.

Links ZKM: Klangpost 4, Soundart


 
klanGpost ZKM 2012 on Vimeo.

Performance und Soundart Disco mit djkl
zur Ausstellungseröffnung


zkm dvd klanGpost 4 - ZKM Edition. Video, DVD.
480 Sounding Postcards, 161 min ©2012, produziert im Auftrag des ZKM / produced by the ZKM.

Video: Christina Zartmann - ZKM | Institut für Bildmedien
Audio: Anton Kossjanenko - ZKM | Institut für Musik und Akustik

available at the ZKM museum store or order here (€35 + shipment)


ZUM MEDIUM "KLANGPOSTKARTE"

Zu der umfangreichen Tonträgersammlung "The Temporary Soundmuseum" zu Zeitgeschichte und Kunst des Klangkünstlers Kalle Laar gehören auch über 1000 Klangpostkarten. Die "tönende Postkarte" entstand bereits in den 1920er Jahren, und war besopnders zwischen 1950 und 1970 beliebt. Sie bestand meist aus einer (normalen) Postkarte doppelter Größe mit einer einseitig augetragenen dünnen Plastikschicht mit einer Schallplattenrille. Sie konnte auf jedem Plattenspieler abgespielt werden, war naturgemäß überaus fragil und ist heute als Medium so gut wie vergessen und rar.

Polnische klingende Postkarten von ca. 1960 bis 1980 stellen nochmals besondere Objekte dar. Diese reinen Plastikkarten, unregelmäßig geschnitten, monochrom oder abstrakt gemustert, verraten nicht, was von ihnen zu erwarten ist. Die leicht aufgeprägten Titel geben selbst bei sehr genauem Hinsehen nicht immer den potentiellen Inhalt preis. Die gepressten oder geschnittenen feinen Rillen verleihen diesen Objekten eine gewisse Räumlichkeit, deuten gleichzeitig an, dass sie mehr sind als ein bloßes Bild, geben ihr Geheimnis aber erst auf dem Plattenteller preis. Das Design verweist nicht auf den musikalischen Inhalt, der von traditionellen Volksweisen über Klassik bis zu Jimi Hendrix reicht.

Die spezielle Verbindung von akustischen, haptischen und optischen Eigenschaften nutzt Laar in seiner Serie "klanGpost", die Karten werden zum Material für großflächige Tableaus und Installationen. Hier sind besonders die monochromen Karten hervorzuheben mit vorwiegend "schmutzigen" Farben, Braun-, Gelb- und Grüntöne, bar jeder herkömmlichen Attraktivität. Von den weit über 500 verschiedenen Karten der Sammlung gibt es so gut wie keine farbidentischen Exemplare, die so in verschiedenen Zusammenstellungen möglichen Farbverläufe lassen sich auch nicht etwa mit computer-generierten Farbfeldern vergleichen. Sie führen ein Eigenleben, zusätzlich betont durch nicht einheitliche Formate und nur selten exakt rechteckige Schnitte, jede Karte ist individuell.

Mit diesen Unschärfen arbeitet die Installation. Den einfarbigen Objekten sind gelegentlich punktuell tönende Bildpostkarten zugeordnet, die verwendeten Motive zu kleinen Gruppen oder Rändern zusammengefasst. Das Tableau entsteht immer erst am Ort der Ausstellung und reagiert in Form und Arrangement auf den jeweiligen Raum.

Die akustische Komponente der Karten wird über einen Film zugänglich, der Bestandteil der Installation ist. Dieser zeigt, wie jede einzelne der Postkarten in der Reihenfolge der Ausstellung für 10 – 20 Sekunden auf einem Plattenspieler angespielt wird. Der Film ist auf einem Monitor zu sehen, während der Klang über (drahtlose) Kopfhörer zu empfangen ist. Der Besucher steht vor der Postkartenwand und kann ihren Botschaften wahlweise in Stille oder mit Ton nachforschen.